Die Ursprünge des Blaudrucks führen nach Indien – dem Land aus dem der hochwertige Farbstoff Indigo kommt. Der Indigo, der das so begehrte und unverwechselbare Blau liefert, wurde im Zuge des aufblühenden Ostindienhandels zuerst in England und Holland bekannt. Etwa Anfang des 17. Jahrhunderts wurde dieser blaue Farbstoff auch in Deutschland eingeführt und verdrängte durch seine bessere Qualität schon bald den heimischen Waid. Bei beiden Pflanzen handelt es sich um strauchartige Gewächse, aus deren abgeernteten Trieben der blaue Farbstoff gewonnen wurde.

Auch die Kenntnisse des Reserverdrucks kamen aus Indien zuerst nach England. Beim Reservedruck wird nicht das Muster selbst in der endgültigen Farbe aufgedruckt, um so das Muster auf dem Stoff zu „reservieren“, d.h. dass nach dem Färben das Muster weiß auf blauem Grund erscheint. Dem Nichteingeweihten erschien das als reinste Hexerei. Die Engländer nutzten die Gunst der Stunde und überschwemmten den europäischen Markt mit indischen Baumwolldrucken. Gegen die mit leuchtenden Farben dauerhaft bedruckten Kattune aus Ostindien, die im Reservedruckverfahren hergestellt wurden, konnten sich die europäischen Direktdrucke auf dem Markt nicht mehr behaupten. Als es dann auch noch den Holländern, Engländern, Franzosen und Schweizern gelang, selbst die Technik des Reservedrucks zu beherrschen, geriet der deutsche Zeugdruck in ernsthafte Existenznot.

Der Initiative des Augsburger Zeugdruckers Jerimias Neuhofer ist es zu verdanken, dass die Reservetechnik auch nach Deutschland kam. Er betrieb in Holland eine Art frühe Wirtschaftsspionage, um die Geheimnisse der neuen Drucktechnik auszukundschaften. Das Handwerk der Blaufärber verbreitete sich nun schnell über ganz Deutschland, vor allem in den Gebieten, in denen Leinen erzeugt wurde. Im Jahr 1743 gründete das „Blau- und Schönfärberhandwerk“ in Minden-Ravensburg sogar eine eigene Färberzunft. Somit genoss der Berufsstand der Blaufärber besonderes Ansehen.